Trotz regnerischem Wetter freuten sich zehn Kinder der Schülerzeitungsgruppe der Grundschule Max-Kolmsperger-Straße in Neuperlach-Nord am 12 Mai 2011 schon sehr darauf, ihr Viertel auf Barrierefreiheit zu testen. Die Kinder hatten in diesem Schuljahr bereits Besuch von Helmut Längl vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB) gehabt, der sie in die Welt von Blinden und Sehbeeinträchtigten eingeführt hatte. Damals unterwegs im Schulhaus, hatten die Mädchen und Jungen schon einige Erfahrungen gemacht, die sie nun beim Stadtteilcheck gut brauchen konnten.
Die Mädchen und Jungen in Neuperlach-Nord, Reporter/innen der Schülerzeitung, waren von Beginn an Feuer und Flamme selbst zu testen, wie ihr Stadtteil für Menschen mit Behinderung geeignet ist. Selbst bei unscheinbaren Gegenständen fiel den Kindern auf, dass es oft gar nicht so einfach ist, selbständig blind oder mit dem Rollstuhl unterwegs zu sein. So wurden Glascontainer und Zeitungsständer schon zur Hürde, wenn der Einwurf zu hoch oder der Kasten zu tief ist.
Um aber nicht nur Missstände festzustellen, sondern auch daran mitzuwirken, dass sich etwas verändert, hat das Projekt „Auf Herz und Rampen prüfen“ den Bezirksausschuss 16 eingeladen, den Stadtteilcheck zu begleiten. Sehr zur Freude der Kinder hat Hiltrud Broschei das Angebot gerne angenommen und hat direkt die Anliegen der Kinder aufgenommen. Begegnet sind den Kindern beim Stadtteilcheck einige Stellen, die im Sinne der Barrierefreiheit verbessert werden sollten, z.B. die Ampelanlagen an der Kreuzung Karl-Marx-Ring/Kurt-Eisner-Straße und auf dem Karl-Marx-Ring (auf Höhe der Bushaltestelle zwischen Kurt-Eisner-Straße und Peschelanger). Diese verfügen nicht über taktil-akustische Signale für Blinde, womit ein selbständiges und gefahrloses Überqueren der viel befahrenen Straße erschwert wird. Die Kinder erlebten bei ihrem Stadtteilcheck, dass es oftmals die baulichen Gegebenheiten sind, die Menschen behindern und gar nicht die Behinderung an sich. Denn auch mit einem Handicap ist es durchaus möglich, selbständig zu sein und auch anderen zu helfen. Dies erfuhren die Kinder beim Einkaufen, als Teams, bestehend aus Rollstuhlfahrenden und Blinden, gemeinsam auf die Suche nach Gummibärchen gingen. Die Blinden wurden von Menschen im Rollstuhl geführt, die sehen wo was liegt und die Blinden baten, ihnen etwas aus dem Regal zu holen, was zu weit oben war. Der Erfolg der Teamarbeit war für alle spürbar, als sie sich zum Abschluss des Tages die Gummibärchen schmecken ließen.
Sichtlich glücklich und gestärkt verabschiedeten sich die Kinder mit einem tosenden Applaus und freuten sich schon auf ihre Hausaufgabe: aufzuschreiben, wie sie den Tag fanden und daraus einen Artikel für die nächste Ausgabe der Schülerzeitung zu verfassen. „Der Tag war toll und ich würde es gerne noch viel länger machen“, war die einhellige Meinung der zehn Grundschüler/innen.